03.09.2025
Das Azad-Haus am Hansaplatz war lange Zeit ein Möbelhaus der XXL-Klasse. Mit seiner Schließung steht nun eine zentrale Immobilie mitten in Dortmund leer und die Diskussion um die Nachnutzung ist eröffnet. In dieser Leerstelle liegt eine große Chance: Das Gebäude könnte Impulsgeber für eine neue Phase der Innenstadtentwicklung werden.
Der Hansaplatz ist traditionell einer der wichtigsten Orte Dortmunds. Hier finden Märkte und Feste statt, hier kreuzen sich Wege. Schon früher gab es Überlegungen, das Azad-Haus anders zu nutzen. So war bereits eine Stehbierhalle der Bergmann-Brauerei im Gespräch, die aber nie realisiert wurde. Heute kehrt die Diskussion mit einer Bandbreite von Vorschlägen zurück, die von Gastronomie über Kulturflächen bis hin zu einer Markthalle reichen.
Die Idee einer Markthalle steht aktuell besonders im Fokus. Ein Ort mit regionalen Produkten, Street-Food, Gastronomie und kulturellen Angeboten könnte eine neue Attraktion in der City schaffen. In Dortmund fehlt bislang eine solche Mischung aus Einkaufen, Genießen und Verweilen.
Um das umzusetzen, müsste das Gebäude allerdings architektonisch stark verändert werden. Transparenz, Offenheit und flexible Grundrisse sind entscheidend. Große Glasflächen könnten Passanten ins Innere ziehen, modulare Stände und Gastronomieflächen für Vielfalt sorgen.
Rotterdam: Markthal
Ein Vorbild ist die berühmte Markthal in Rotterdam, wo eine Markthalle mit Wohnungen und Büros kombiniert wurde. Das Ergebnis: ein Ort, der rund um die Uhr belebt ist. Für Dortmund wäre ein solcher Nutzungsmix denkbar – auch wenn das Azad-Haus als Bestandsgebäude nicht die spektakuläre Architektur Rotterdams erreichen kann.
Mailand: Galleria Vittorio Emanuele II
Ein zweites Beispiel ist die Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand. Unter einem lichtdurchfluteten Glasdach vereinen sich Handel, Gastronomie und städtisches Leben. Natürlich ist ein solches Bauwerk in Dortmund nicht realistisch. Aber die Idee, mit Architektur Licht, Offenheit und Aufenthaltsqualität zu schaffen, kann durchaus auf den Hansaplatz übertragen werden – im kleineren, pragmatischen Maßstab.
Düsseldorf: Karlsplatz
Das vielleicht realistischste Vorbild liegt viel näher: der Karlsplatz in Düsseldorf. Hier entstand über Jahre ein lebendiger Mix aus Marktständen, festen Händlern, Gastronomie und kleinen Events. Ohne spektakuläre Architektur, aber mit klarer Profilierung und konsequenter Weiterentwicklung. Der Karlsplatz zeigt, wie ein Marktplatz im 21. Jahrhundert funktionieren kann: authentisch, wirtschaftlich tragfähig und tief in die Stadtgesellschaft eingebunden. Für Dortmund könnte dies das greifbarste Modell sein: weniger große Geste, mehr beharrliche Entwicklung.
Neben einer Markthalle wäre die Integration weiterer Nutzungen sinnvoll. Denkbar sind Mikroapartments oder Co-Working-Flächen in den oberen Etagen, die das Gebäude auch außerhalb der Marktzeiten beleben. Ergänzend könnte eine gastronomische Leitidee – etwa die Inszenierung der Dortmunder Bierkultur – dem Ort eine starke Identität geben. Pop-up-Stores und Kulturveranstaltungen könnten zusätzliche Dynamik schaffen.
Für einen Projektentwickler ist klar: Eine monofunktionale Nutzung wird nicht funktionieren. Der Schlüssel liegt im Nutzungsgemisch:
Markthalle und Gastronomie schaffen Frequenz.
Wohnen und Arbeiten sorgen für Dauerbelebung.
Kultur und Events bieten Profil und Flexibilität.
Die Investitionen für Umbau und Entkernung sind hoch. Ein realistisches Modell braucht daher ein Zusammenspiel von Investoren, Betreibern und Stadtverwaltung. Fördermittel könnten helfen, den Umbau zu stemmen, während ein schlüssiges Betreiberkonzept die langfristige Wirtschaftlichkeit sichert.
Das Azad-Haus steht exemplarisch für die Herausforderungen vieler Innenstädte. Doch gerade hier hat Dortmund die Chance, ein Signal zu setzen. Rotterdam und Mailand liefern große Visionen, Düsseldorf zeigt die pragmatische Realität. Überträgt man diese Beispiele klug, könnte am Hansaplatz ein Ort entstehen, der Handel, Gastronomie, Wohnen und Kultur miteinander verbindet. Kein ikonischer Neubau, aber ein mutiges Projekt mit Strahlkraft.
Der Schlüssel liegt darin, nicht auf halbe Lösungen zu setzen, sondern konsequent auf ein Konzept, das Frequenz, Qualität und Aufenthaltswert schafft. So könnte aus dem Leerstand ein lebendiger Motor für die gesamte Innenstadt werden.
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